Bibliothek des „abgelehnten Wissens“ / Library of „Rejected Knowledge“

Seit etwa 1977 habe ich unter dem Motto „Future Science & Medicine“ Bücher und Dokumente zusammengetragen, die sich auf vernachlässigte Gebiete der Wissenschaft beziehen. Natürlich stehen diese alle in irgendeiner Beziehung zu irgendwelchen Projekten, die mich im Laufe meiner Schriftsteller- und Wissenschaftler-Daseins beschäftigten oder bezogen sich auf Themen, die mich einfach interessierten. Dabei entstand eine Bibliothek mit ca. 40‘000 Bänden und einigen 10‘000 wissenschaftlichen Papers auf den Gebieten:

Die Bibliothek ist spezialisiert auf Grenzgebiete der Natur- und Geisteswissenschaften und umfasst sowohl Bücher zu den Grundlagen des Allgemeinwissens auf verschiedenen Gebieten der Natur- und Geisteswissenschaften als auch eine große Sammlung von seltenen Werken der Medizin- und Wissenschaftsgeschichte und des aktuellen Standes zu vielen Gebieten des sogenannten „rejected knowledge“ (abgelehnten Wissens).

Die Bibliothek umfasst nicht nur viele wesentliche Werke des „rejected knowledge“, sondern auch Werke, die notwendig sind, die philosophischen, soziologischen und kulturgeschichtlichen Hintergründe dieses „rejected knowledge“ zu verstehen. Deshalb stellt die Bibliothek ein echtes „Wissenslabor“ dar, in dem man nicht nur Wissen erwerben kann, sondern, was weit wichtiger ist, lernen kann, wie man Wissen erwirbt und es kritisch betrachtet, und wie man es mit anderem Wissen und mit seiner persönlicher Lebenserfahrung verbindet.

Die Bibliothek umfasst auch viele Werke der „Grauen Literatur“, d. h. Bücher und andere Publikationen, die nicht über den Buchhandel vertrieben werden, wie z. B. von Vereinen, Organisationen oder wissenschaftlichen Institutionen veröffentliche Publikationen.


Eine Präsenzbibliothek

Die Bibliothek ist wie eine Seminarbibliothek in einem Universitätsinstitut organisiert. Deshalb ist sie auch keine Leihbibliothek, sondern eine Präsenzbibliothek. Die Arbeit in einem Universitätsseminar verlangt nach einem „unbehinderten, sofortigen und gleichzeitigen Gebrauch einer großen Anzahl von Büchern“ (Spoerhase 2014). Der Arbeitseifer wird schnell erstickt, wenn gleich die ersten Bücher, die ein Kunde verlangt, verliehen sind. Zudem erlauben es nur große Präsenzbestände im Seminarraum, dass während der dort stattfindenden praktischen Übungen jederzeit gemeinsam auf wissenschaftliche Quellen und Forschungsliteratur als Erfahrungsobjekte und Anschauungsmaterial zurückgegriffen werden kann. Weiterhin unterstützt ein breiter Präsenzbestand den Erwerb einer materiellen Übersicht über das Fach (Spoerhase 2014).


Die Rolle des Zufalls in Bibliotheken

Schließlich kommt ein Faktor hinzu – worauf ebenfalls Spoerhase (2014) hinweist – der speziell bei dem Thema des „abgelehnten Wissens“ und der Potentialentwicklung eine sehr große Rolle spielt: die Rolle des Zufalls im Erkenntnisprozess. Nur in einer klug eingerichteten Seminarbibliothek stellt sich ein, was der amerikanische Wissenschaftssoziologe Robert K. Merton (1910-2003) „Serendipity“ nannte: Glücksfunde, nach denen man nicht gesucht hat (Merton 2004).

„Die erfolgreiche Durchführung einer wissenschaftlichen Recherche oder Untersuchung hängt oft davon ab, dass man Bücher liest, von denen man nicht bestimmt vorauswissen kann, dass sie einschlägiges Material enthalten, sondern bei denen man gleichsam dem Zufall Gelegenheit geben will, uns zu dienen“ (Spoerhase 2014).

In Bibliotheken geht man gedanklich in eine „unbekannte Dimension“ (Fansa 2008). Besonders in der Frühphase einer wissenschaftlichen Recherche oder Forschungsarbeit, in der es um die Thesen- und Theorienbildung geht, finden Suchbewegungen statt, die sehr sensitiv auf Störungen reagieren. Neben gezielter Arbeit müssen Bibliotheken auch Raum und Möglichkeiten bieten, die ein „Flanieren“ in der Bibliothek erlauben, ein absichtsloses Herumstöbern in den Beständen.

„Menschen kommen in Bibliotheken, weil es dort etwas zu entdecken gibt, weil es Raum für das Unerwartete gibt. Bibliotheken sind im diesem Sinne auch magische Orte, denn sie bieten Möglichkeiten, die nutzbar sind oder auch im Verborgenen als bloßer Möglichkeitsraum bestehen.“ (Fansa 2008).

Bibliotheken sind ein Ort der Möglichkeiten, sie haben in diesem Sinne etwas Erotisches. „Lernen muss verheißungsvoll sein“ (Fansa 2008).


Benötigte Räumlichkeiten

Die Bibliothek umfasst mindestens 520 Laufmeter. Das entspricht einem Platzbedarf – angenommen man legt drei Regale zu 5 Etagen bei beidseitiger Belegung zugrunde – von umgerechnet etwa 400 m2 Fläche. Dazu kommen noch 52 Laufmeter Stehsammler mit wissenschaftlichen Papers (etwa 4000-5000 Papers sind noch in Kisten), 20 Laufmeter Ordner, 10 Laufmeter Zeitschriften (die meisten sind noch in Kisten) und 40 Laufmeter Science Fiction.

Außerdem steht die Bibliothek in Verhandlungen mit zwei Nachlassverwaltern von prominenten Wissenschaftlern auf dem Gebiet des „abgelehnten Wissens“, auch von diesen Personen den Nachlass (oder einen Teil davon) übernehmen zu können.

Die Bibliothek muss in einem Bibliothekssystem (Bibliothekssoftware) erfasst werden. Einige Bücher müssen gebunden werden.

Außerdem sind ein kleiner Lesesaal, verschiedene kleine Sitzgelegenheiten, ein Seminarraum und ein Büro für Dr. Marco Bischof nötig. Die Bibliothek müsste auch Raum bieten für kleine Ausstellungen, die Hinweise auf ein Buch oder eine Themengruppe von Büchern geben.


Personalbedarf

Ich benötige mindestens eine in Bibliothekswissenschaften ausgebildete Fachkraft. Sie sollte mindestens während der Öffnungszeiten der Bibliothek anwesend sein. Außerdem wäre es nützlich, wenn diese Person (oder eine andere) einen Teil ihrer Arbeitszeit für die Belange des Instituts und des Labors für Potentialentwicklung zur Verfügung stünde.



Beispiele aus unserer Sammlung

Theodor Abt: Fortschritt ohne Seelenverlust. Versuch einer ganzheitlichen Schau gesellschaftlicher Probleme am Beispiel des Wandels im ländlichen Raum. Hallwag Verlag, Bern 1988.

Aaron Antonovsky: Salutogenese – Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Dgvt-Verlag, Tübingen 1997.

Thomas Arzt, Maria Hippius-Gräfin Dürckheim & Roland Dollinger (Hrsg.): Unus Mundus – Kosmos und Sympathie. Beiträge zum Gedanken der Einheit von Mensch und Kosmos. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 1992.

Thomas Arzt, Roland Dollinger & Maria Hippius-Gräfin Dürckheim (Hrsg.): Philosophia Naturalis – Beiträge zu einer zeitgemäßen Naturphilosophie Königshausen & Neumann, Würzburg 1996.

Thomas E. Bearden: Energy from the Vacuum – Concepts & Principles. Cheniere Press, Santa Barbara (California) 2002.

John O’M. Bockris: The New Paradigm. A Confrontation between Physics and the Paranormal Phenomena. D & M Enterprises Publisher, College Station, Texas 2004.

Chandler Burr: The Emperor of Scent. A Story of Perfume, Obsession, and the Last Mystery of the Senses. Wilhelm Heinemann, London 2003.

Colin Campbell: The Easternization of the West. A Thematic Account of Cultural Change in the Modern Era. Paradigm Publishers, Boulder, Colorado 2007.

Manfred Clynes: Sentics – the Touch of the Emotions. Prism Press, Bridport, Dorset 1989.

Philip Ball: Curiosity – How Science Became Interested in Everything. Vintage Books, London 2013.

Val Dusek: The Holistic Inspirations of Physics. The Underground History of Electromagnetic Theory. Rutgers University Press, New Brunswick 1999.

György Egely: Kugelblitz! Liegt der Schlüssel zu seinem Geheimnis in der vierten Dimension? CTT-Verlag, Suhl 1998.

Hanns Fischer: Aberglaube oder Volksweisheit. Verlag Carl Milde, Leipzig 1939.

George M. Foster: Hippocrates’ Latin American Legacy. Humoral Medicine in the New World. Gordon and Breach, Langhorne (Pennsylvania) 1994.

Walter Gratzer: The Undergrowth of Science. Delusion, self-deception, and human frailty. Oxford University Press, Oxford 2000.

Martin Hecht: Unbequem ist stets genehm – die Konjunktur der Querdenker. Rowohlt Verlag, Reinbeck 1997.

H. G. M. Hermans: Memoirs of A Maverick – Andrija Puharich M.D., LL.D. Pi Publications, Massluis (Niederlande) 1998.

Gregory Hickok: The Myth of Mirror Neurons – the Real Neuroscience of Communication and Cognition. W. W. Norton, New York 2014.

Mae-Wan Ho: The Rainbow and the Worm – The Physics of Organisms. World Scientific Publishing, Singapore 1993.

Mae-Wan Ho: Living Rainbow H2O. World Scientific Publishing, Singapore 2012.

Lars Jörgenson: Ein Überblick über die Grauzone in der Wissenschaft. WDB-Verlag, Berlin 1990.

David Kaiser: How the Hippies Saved Physics – Science, Counterculture, and the Quantum Revival. W. W. Norton, & Co., New York 2011.

Yosio Kawakita, Shizu Sakai & Yasuo Otsuka (Hrsg.): The Comparison between Concepts of Life-Breath in East and West. Proceedings of the 15th International Symposium on the Comparative History of Medicine – East and West. Ishiyaku EuroAmerica Publishers, Tokyo 1995.

Edward F. Kelly & Emily Williams Kelly (Hrsg.): Irreducible Mind – Toward a Psychology for the 21st Century. Rowman & Littlefield Publishers, Lanham (Maryland), 2007.

Edward F. Kelly, Adam Crabtree & Paul Marshall (Hrsg.): Beyond Physicalism – Toward Reconciliation of Science and Spirituality. Rowman & Littlefield Publishers, Lanham (Maryland), 2015.

Jim Al-Khalili & Johnjoe McFadden: Life on the Edge. The Coming of Age of Quantum Biology. Bantam Press, London 2014.

Jeffrey J. Kripal: Authors of the Impossible. The Paranormal and the Sacred. University of Chicago Press, Chicago 2010.

Jeffrey J. Kripal: Mutants & Mystics – Science Fiction, Superhero Comics, and the Paranormal. University of Chicago Press, Chicago 2011.

Illobrand von Ludwiger: Unsere 6 dimensionale Welt – Wissenschaftsverständnis von Magie, Mystik & Alchemie. Verlag Komplett Media, München 2012.

Ulrich Magin: Der Ritt auf dem Kometen – Über Charles Fort. Zweitausendeins, Frankfurt a. Main 1997.

Gerhard Mayer, Michael Schetsche, Ina Schmied-Knittel & Dieter Vaitl (Hrsg.): An den Grenzen der Erkenntnis – Handbuch der wissenschaftlichen Anomalistik. Schattauer Verlag, Stuttgart 2015.

Bertrand Méheust: Somnambulisme et médiumnité. 2 Bände. Collection „Les Empecheurs de Penser en Rond“, Institut Synthélabo, Le Plessis-Robinson 1997.

Martin Mulsow: Prekäres Wissen. Eine andere Ideengeschichte der Frühen Neuzeit. Suhrkamp, Berlin 2012.

Michael Murphy: The Future of the Body. Explorations into the Further Evolution of Human Nature. Jeremy P. Tarcher, Los Angeles 1992. Deutsche Ausgabe: Der Quantenmensch. Ein Blick in die Entfaltung des menschlichen Potentials im 21. Jahrhundert. Integral Verlag, München 1994.

Helga Nowotny & Hilary Rose (Hrsg.): Counter-Movements in the Sciences. The Sociology of the Alternatives to Big Science. Sociology of the Sciences – Yearbook 1979. D. Reidel Publishing, Dordrecht 1979.

Nikola Patzel: Bodenwissenschaften und das Unbewusste. Ein Beitrag zur Tiefenpsychologie der Naturwissenschaften. Oekom Verlag, München 2015.

Alexis Mari Pietak: Life as Energy. Opening the Mind to a New Science of Life. Floris Books, Edinburgh 2011.

Gerald H. Pollack: Wasser – viel mehr als H2O. VAK Verlags GmbH, Kirchzarten 2014.

Paul H. Ray & Sherry Ruth Anderson: The Cultural Creatives – How 50 Million People Are Changing the World. Harmony Books, New York 2000.

Ernest L. Rossi: The Psychobiology of Gene Expression. Neuroscience and Neurogenesis in Hypnosis and the Healing Arts. W. W. Norton, New York 2002.

Giorgio de Santillana & Herta von Dechend: Hamlet’s Mill. An Essay on Myth & the Frame of Time. Gambit, Boston 1969.

Paul H. Smith: Reading the Enemy’s Mind. Inside Star Gate, America’s Psychic Espionage Program. Tor Books, New York 2005.

Walter Stark: Marah – die Bibel weist modernster Wissenschaft den Weg. Ariston Verlag, Genf 1975.

Jim Steinmeyer: Charles Fort – the Man Who Invented the Supernatural. William Heinemann, London 2008.

Claude Swanson: Life Force – the Scientific Basis: Breakthrough Physics of Energy Medicine, Healing, Chi and Quantum Consciousness. Poseidia Press, Tucson (Arizona) 2010.

Monica Szu-Whitney & Gary Whitney: Portals & Corridors – A Visionary Guide to Hyperspace. Frog Ltd., Berkeley, California 1999.

Solco W. Tromp: Psychical Physics. A scientific analysis of dowsing, radiesthesia and kindred divining phenomena. Elsevier Publishers, New York 1949.

Arthur Versluis: The New Inquisitions – Heretic-Hunting and the Intellectual Origins of Modern Totalitari anism. Oxford University Press, New York 2006.

Claudie Voisenat & Pierre Lagrange: L’ésotérisme contemporain et ses lecteurs – entre savoirs, croyances et fictions. Bibliothèque Centre Pompidou, Paris 2005.

Hans-Peter Waldrich: Grenzgänger der Wissenschaft. Hans Driesch – Gustav Theodor Fechn er – Stanislav Grof – Werner Heisenberg – Carl Gustav Jung – Elisabeth Kübler-Ross – Rupert Sheldrake – Ludwig Wittgenstein und Kral Friedrich Zöllner. Kösel Verlag, München 1993.

Marina Warner: Stranger Magic. Charmed States and the Arabian Nights. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2012.

Andreas Weber: Lebendigkeit. Eine erotische Ökologie. Kösel Verlag, München 2014.

Herbert Weiner: Psychobiology and Human Disease. Elsevier-North-Holland, New York 1977.

John White & Stanley Krippner (Hrsg.): Future Science – Life Energies and the Physics of Paranormal Phenomena. Anchor Books. Doubleday & Co., Garden City, New York 1977.

Roeland van Wijk: Light in Shaping Life – Biophotons in Biology and Medicine. An interdisciplinary Textbook. Meluna, Geldermalsen (Niederlande) 2014.

William F. Williams (Hrsg.): Encyclopedia of Pseudoscience. Facts on File, New York 2000.

Leonard A. Wisneski & Lucy Anderson: The Scientific Basis of Integrative Medicine. CRC Press, Boca Raton, FL 2009.

Mark B. Woodhouse: Paradigm Wars – Worldviews for a New Age. Frog, Ltd., Berkeley (California) 1996.